#041 - Frauen - Bundesliga Medialer Boom - Doch was passiert auf den Rängen?

 

Der Frauenfußball in Deutschland boomt – zumindest hört und liest man dies immer häufiger. Die Google Pixel Frauen-Bundesliga wächst, bekommt mehr mediale Aufmerksamkeit und profitiert von gezielten Investitionsmaßnahmen. Doch wie sieht es tatsächlich mit der Zuschauerresonanz aus? Sind die Stadien tatsächlich voller als je zuvor, oder wird der Hype vielleicht größer gemacht, als er eigentlich ist? Ein Blick auf die Zahlen zeigt eine differenzierte Realität.

 


Zuschauerzahlen im Vergleich: Frauen-Bundesliga, Regionalliga & Women's Super League

Top-Spiele der Frauen-Bundesliga erreichen mittlerweile Zuschauerzahlen von über 20.000 – beeindruckende Rekorde, die sich Jahr für Jahr steigern. Doch im Liga-Durchschnitt sieht die Lage anders aus. Trotz eines relativen Wachstums von 237 % seit der Saison 2019/20 pendelt sich die Zuschauerzahl pro Spiel aktuell bei rund 3.000 Fans ein. Ein solides Wachstum – aber noch nicht genug, um mit anderen Ligen mitzuhalten.

Zum Vergleich: Die zwölf zuschauerstärksten Teams der Männer-Regionalliga liegen mit ihrem Schnitt etwa beim Doppelten der Frauen-Bundesliga. Gerade Traditionsklubs mit starker regionaler Verwurzelung ziehen dort konstant viele Fans an – ein struktureller Vorteil, den der Frauenfußball in dieser Form noch nicht nutzen kann.

Ein Blick nach England zeigt ebenfalls ein differenziertes Bild: Die Women’s Super League verzeichnet seit 2019 ein Wachstum von 117 % und wird in der Saison 2024/25 voraussichtlich einen Schnitt von knapp 8.000 Fans pro Spiel erreichen. Top-Klubs wie Arsenal kommen sogar auf durchschnittlich 30.000 Zuschauer – Zahlen, von denen die Frauen-Bundesliga derzeit noch weit entfernt ist.

Bildquellen: Wikipedia, 1. FFC Turbine Potsdam
Bildquellen: Wikipedia, 1. FFC Turbine Potsdam
Quellen: Transfermarkt, Kicker, Worldfootball, Sportspromedia, Statista
Quellen: Transfermarkt, Kicker, Worldfootball, Sportspromedia, Statista


Hype oder Wunschdenken? Eine realistische Einordnung

Es lässt sich nicht leugnen, dass die Aufmerksamkeit für die Frauen-Bundesliga steigt. Einzelne Spiele sorgen für beeindruckende Kulissen, das mediale Interesse wächst, und die Investitionen der Clubs nehmen zu. Doch von einem flächendeckenden Zuschauerboom kann derzeit noch nicht die Rede sein.

Stattdessen zeigt sich, dass der Begriff „Hype“ differenziert betrachtet werden muss. Ist es ein Boom des Frauenfußballs – oder profitiert der gesamte Deutsche Fußball von einem ungeahnten Popularitätsschub? So verkündete die Deutsche Fußball Liga für die vergangene Hinrunde einen neuen Zuschauerekord für die Bundesliga und 2. Bundesliga. Fest steht: Aktuell generiert Frauenfußball für viele Clubs noch Verluste in Millionenhöhe. Diese Verluste resultieren vor allem aus den hohen Investitionen in die Professionalisierung der Liga, die bisher nicht vollständig durch Einnahmen aus Ticketing, Sponsoring und TV-Verträgen gedeckt werden. Besonders problematisch ist, dass trotz steigender medialer Präsenz die Zuschauerzahlen im Liga-Durchschnitt noch nicht ausreichen, um signifikante Stadioneinnahmen zu generieren. So machten die Erträge aus dem Bereich Spielbetrieb in der Saison 2023/24 pro Club nur rund 10 % der Einnahmen eines durchschnittlichen Drittligisten der Männer aus. Im Vergleich zu anderen Erlössäulen wie Werbung und Medienrechte verzeichneten die Einnahmen aus dem Ticketing zwischen der Spielzeit 2022/23 und 2023/24 zudem das geringste prozentuale Wachstum (kumuliert +840TEUR). In England zeigt sich hingegen ein anderes Bild: Hier stellen die Spieltagserlöse den wichtigsten Treiber des Umsatzwachstums zwischen 2022/23 und 2024/25 (Kumuliertes prognostiziertes Wachstum von 10 Mio. Pfund) dar.

 

Zudem stehen viele Clubs vor der Herausforderung, die Infrastruktur für den Frauenfußball zu verbessern, was zusätzliche Kosten verursacht. Das wirtschaftliche Risiko besteht darin, dass das Wachstum langfristig nicht in nachhaltige Einnahmen umgewandelt werden kann und Clubs darauf angewiesen bleiben, durch externe Zuschüsse finanziert zu werden. Sollte das Investitionsinteresse nachlassen, könnte der Frauenfußball in Deutschland vor finanziellen Herausforderungen stehen.

 

Der Weg zur Etablierung des Frauenfußballs als wirtschaftlich tragfähiges Produkt ist noch lang, aber nicht unmöglich. Entscheidend wird sein, wie gut es den Clubs gelingt, langfristig Fans ins Stadion zu ziehen – über die Topspiele hinaus.

Neben Investitionen in Infrastruktur und Marketing sind insbesondere attraktive Anstoßzeiten, gezielte Zuschauerbindung und internationale sportliche Erfolge für ein nachhaltiges Wachstum wichtig. Zudem zeigt sich, dass innovative B2B-Vermarktungsstrategien und strategische Partnerschaften mit Unternehmen, die abseits des Spielgeschehens Storys schreiben, essenziell sind.

 

 

Die Professionalisierung des Ligabetriebs, beispielsweise durch verbesserte Trainingsbedingungen sowie des Managements, spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Nur wenn die Liga als eigenständiges Produkt wahrgenommen wird und nicht von Querfinanzierungen abhängig bleibt, kann eine langfristige wirtschaftliche Stabilität gewährleistet werden. Die Zuschauerzahlen belegen: Der Frauenfußball in Deutschland ist auf dem richtigen Weg – aber von einem unaufhaltsamen Hype zu sprechen, wäre aktuell noch deutlich verfrüht.


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Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter. 

 

25.02.2025

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