#035 - Zuschauerentwicklung im Profisport - Analyse und Erkenntnisse der DACH-Region nach der Pandemie

 

Die letzten Jahre haben die Sportwelt grundlegend verändert. Die langjährige Pandemie sorgte zweieinhalb lange Jahre für leere Stadien und warf Fragen auf, inwiefern sich die Clubs davon erholen können. Seit der Pandemie sind nun zwei Saisons bei voller Stadionkapazität vergangen und es ist an der Zeit die Entwicklung der Zuschauerzahlen zu analysieren.

 

 

 

In diesem Blog-Beitrag beleuchten wir dementsprechend detailliert die Zuschauerentwicklungen verschiedener Sportarten in Deutschland, Österreich und der Schweiz:

  • Fußball: Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga, Schweizer Football League, Admiral Bundesliga
  • Eishockey: Penny DEL, National League Schweiz, win2day ICE Hockey League
  • Handball: DAIKIN Handball Bundesliga
  • Basketball: easyCredit BBL

Dabei werden die Saisons 2019/20, 2022/23 und die vergangene Saison verglichen. 2019/20 betrachten wir spezifisch nur die Spiele bis zum Saisonabbruch / Zuschauerausschluss. Waren Auswirkungen der Pandemie zu erkennen? Wie haben sich die Zuschauerzahlen in den wichtigsten Ligen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz verändert?


Fußball

Deutschland - Bundesliga bis 3. Liga

Quellen: DFL, transfermarkt.de; Bildquellen: Wikipedia
Quellen: DFL, transfermarkt.de; Bildquellen: Wikipedia

„König Fußball“ in Deutschland ist bei den Zuschauerzahlen auch „König Europa“, denn sowohl 2022/23 als auch 2023/24 steht die Bundesliga an Platz 1 im Liga-Vergleich, knapp vor der Premier League. Obwohl der Zuschauerschnitt im Vergleich zur Saison 2019/20 zunächst anstieg und dann im vergangenen Jahr unter die Marke von 40.000 fiel, konnte die Bundesliga ihre Spitzenposition behaupten. Der Rückgang ist vor allem durch den Aufstieg von Clubs wie Darmstadt oder Heidenheim, bei gleichzeitigem Abstieg von Clubs wie Schalke oder Hertha zu erklären. Große, gut ausgelastete Stadien, die sich jetzt im Zweitligaschnitt finden, sowie gleichzeitig kleinere Stadien mit einem Fassungsvermögen von 15-20.000 im Erstligaschnitt führen dazu, dass der Zuschauerschnitt der 2. Bundesliga erheblich stieg, mit durchschnittlich 9.000 mehr Besuchern pro Spiel im Vergleich zur Saison vor der Pandemie.

 

Zudem erreichte die 2. Bundesliga ein Novum: Erstmals besuchten an mindestens einem Spieltag mehr Zuschauer die Spiele der 2. Bundesliga als die der 1. Bundesliga. Auch in der 3. Liga ist ein deutlicher Zuschaueranstieg zu verzeichnen. Mit einem Zuwachs von knapp 57% von 19/20 zu 23/24 erreichte die Liga trotz der Teilnahme von zweiten Mannschaften einen neuen Zuschauerrekord.

 

Die Bundesliga war in der vergangenen Saison nah an 100% Auslastung, die Clubs können größtenteils auf eine erfolgreiche Zuschauerauslastung zurückblicken. Die 2. Bundesliga und 3. Liga können weiterhin von ihrem Wachstum profitieren und sollten darauf aufbauen. Der deutsche Profifußball wächst seit der Saison 2018/19 stetig. Aufgrund weniger Spiele 19/20 wird hier der Vergleich zu 18/19 gezogen, mit einer Gesamtzuschauerzahl von fast 22 Millionen. Nach der Pandemie steigt die die Zuschauerzahl über alle 3 Ligen um mehr als 2 Millionen Zuschauer und damit annähernd um 10%.


Schweiz & Österreich - Schweizer Super League & Admiral Bundesliga

Quellen: SFL, Stadionwelt, Laola1, Bundesliga.at, Transfermarkt; Bildquellen: Wikipedia
Quellen: SFL, Stadionwelt, Laola1, Bundesliga.at, Transfermarkt; Bildquellen: Wikipedia

 

Super League: 

Durch die Erweiterung der Schweizer Football League von 10 auf 12 Teams verzeichnete die Liga zunächst einen leichten Rückgang im Vergleich zur Saison 2022/23. Dennoch stellen beide Saisons einen erheblichen Fortschritt im Vergleich zur Spielzeit 2019/20 dar. In der Saison 2023/24 konnte die Liga fast 4.000 zusätzliche Fans im Schnitt pro Spieltag begrüßen, während in der Saison 2022/23 sogar ein Zuwachs von fast 6.000 Zuschauern verzeichnet wurde. Dieses Wachstum markiert ein bemerkenswertes „Comeback“ des Schweizer Fußballs.

Nach 33 Runden erreichten die Clubs mit über 2,2 Millionen verkauften Tickets einen historischen Höchstwert. Die Schweizer Stadien verfügen durchschnittlich über eine Kapazität von 18.000 bis 20.000 Plätzen, was zeigt, dass noch Potenzial nach oben besteht. Bei einer aktuellen Auslastung von etwa 62% sollten die nächsten Zielmarken bei 70% liegen, um diese Werte nachhaltig zu stabilisieren und zu steigern. Um dies zu erreichen, sind gezielte Maßnahmen im Bereich Marketing, Fanbindung und Stadionerlebnis erforderlich, um mehr Zuschauer in die Stadien zu bringen und die Begeisterung für die Liga weiter zu fördern.


Admiral Bundesliga: 

In der 50. Bundesliga-Saison 2023/24 erzielte die österreichische Bundesliga den drittbesten Zuschauerwert in der Geschichte der Liga. Nur die Saisons rund um die Heim-Europameisterschaft 2008 konnten höhere Gesamtzuschauerzahlen verzeichnen. Über eine Million Zuschauer besuchten die Spiele des Grunddurchgangs, wobei die Meisterrunde nicht mit eingerechnet ist. Seit der Bundesliga-Reform 2018 stellt dies den Rekordwert dar. Bei fast jedem dritten Spiel wurden mehr als 10.000 Zuschauer im Stadion registriert.

Der positive Trend zeigt sich auch in einem deutlichen Anstieg der durchschnittlichen Zuschauerzahlen im Vergleich zur Saison 2019/20, mit einem Zuwachs von fast 2.000 Fans pro Spiel. Dies weist darauf hin, dass die Tendenz weiterhin in die richtige Richtung geht. Trotz dieses Anstiegs bleibt die Gesamtauslastung der Stadien relativ niedrig. Die Stadien in Österreich sind, ähnlich wie in der Schweiz, groß, aber oft nicht vollständig ausgelastet. Ein Teil des Problems liegt in teilweise zu großen Stadien, die zu leeren Plätzen führen.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Interesse der Fans groß und ist seit der Pandemie sogar gewachsen. Dies bietet erhebliches Potenzial für zukünftige Verbesserungen. Maßnahmen zur Modernisierung der Stadien und zur Steigerung der Attraktivität des Stadionerlebnisses könnten dazu beitragen, die Auslastung weiter zu erhöhen und das Fanerlebnis zu verbessern.

 


Eishockey

Quellen: Penny-DEL, Stadionwelt, Ice.Hockey, SIHF, Nau, Watson; Bildquellen: Wikipedia
Quellen: Penny-DEL, Stadionwelt, Ice.Hockey, SIHF, Nau, Watson; Bildquellen: Wikipedia

Jetzt wollen wir einen Blick in die Hallen in Deutschland, Österreich und der Schweiz werfen. 

 

Penny DEL: 

Im deutschen Eishockey konnten seit dem Ende der Pandemie nicht nur steigende Zuschauerzahlen verzeichnet werden, sondern die Penny DEL stellte in der vergangenen Saison auch einen neuen europäischen Zuschauerrekord im Eishockey auf. Rund 2,6 Millionen Menschen besuchten die Spiele der Hauptrunde. Besonders bemerkenswert ist, dass die Kölner Haie am Ende der Saison auf Platz 1 in Europa standen, knapp vor dem SC Bern aus der Schweiz. Auch im Fernsehen erreichte die Liga hohe Einschaltquoten. Bereits 22/23 konnte, trotz fallendem Zuschauerschnitt, eine höhere Gesamtzuschauerzahl verzeichnet werden. Der Sprung bei der Kapazität lässt sich durch drei Spiele der Kölner Haie im RheinEnergie Stadion (50.000) erklären.

Die deutsche Eishockey-Liga ist auf dem besten Weg, eine Auslastung von 90 % zu erreichen. Diese positive Entwicklung wird sicherlich auch durch die Erfolge der Nationalmannschaft unterstützt und kann auf dem wachsenden Zuschauerinteresse aufbauen.

Langfristig gesehen hat die Penny DEL die Möglichkeit, sich als eine der führenden Eishockey-Ligen in Europa zu etablieren, indem sie auf ihren jüngsten Erfolgen aufbaut und kontinuierlich an der Steigerung der Zuschauerzahlen und der Qualität des Spielerlebnisses arbeitet.


National League Schweiz: 

Während die Kölner Haie und der SC Bern ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Spitzenposition in Europa führen, bleibt die National League der Schweiz nur knapp hinter der DEL zurück. Obwohl kein signifikantes Wachstum der Zuschauerzahlen verzeichnet wird, bleiben die Zahlen auch nach der Pandemie konstant bei über 7.000 Zuschauern im Schnitt während der Qualifikation (Hauptrunde). Auch hier wurde ein neuer Liga-Bestwert aufgestellt.

Durch die Einführung eines neuen Modus, bei dem die Liga auf 14 Teams aufgestockt und die Anzahl der Runden auf 52 erhöht wurde, hat sich die Gesamtzahl der Zuschauer auf 2,5 Millionen erhöht – ein Wert, der sowohl in der Saison 2022/23 als auch 2023/24 erreicht wurde. Die Schweizer Eishockey-Liga bleibt somit ein Zuschauermagnet, mit Arenen, die im Schnitt zu über 80 % ausgelastet sind. Diese Konstanz bietet eine solide Grundlage, doch es besteht weiterhin Potenzial für Wachstum. Durch kontinuierliche Verbesserungen und innovative Ansätze hat die Schweizer Eishockey-Liga das Potenzial, ihre Zuschauerzahlen zu steigern. Der Finaleinzug der Schweiz bei der Eishockey-WM oder der Sieg vom Genf-Servette HC in der Eishockey Champions League werden dies nur weiter fördern. 


win2day ICE Hockey League: 

Die einzige Liga mit sinkenden Zuschauerzahlen seit der Saison 2019/20 ist die österreichische Eishockey-Liga. Teilweise bedingt durch wechselnde internationale Teilnehmer aus Italien und Slowenien, sank der durchschnittliche Zuschauerschnitt von 3.176 auf 2.631 in der regulären Saison. Auch hier wurde die Liga aufgestockt, wodurch die Gesamtzahl der Zuschauer steigt, der Schnitt aber fällt.

Mit der niedrigsten Auslastung unter den betrachteten Hallensportarten besteht Handlungsbedarf, um die Zuschauerzahlen zu stabilisieren und das Niveau von 2019/20 wieder zu erreichen. Angesichts einer durchschnittlichen Arenakapazität von etwa 4.500 Plätzen ist ein konstanter Zuschauerschnitt von über 3.000 durchaus realisierbar.


Handball & Basketball - Deutschland

Quellen: Stadionwelt, Daikin-HBL; Bildquellen: Wikipedia
Quellen: Stadionwelt, Daikin-HBL; Bildquellen: Wikipedia

DAIKIN HBL: 

Nicht nur im Eishockey, sondern auch in der Handball Bundesliga (HBL) in Deutschland wurde ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt. Mit fast 1,6 Millionen Zuschauern in der vergangenen Saison erreichte die Liga einen historischen Höchstwert. Die HBL erlebte nach der Pandemie einen deutlichen Zuschauersprung, von durchschnittlich etwa 4.300 auf über 5.000 pro Spiel.

Das gute Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-Europameisterschaft trug mit Sicherheit zu diesem Anstieg bei und kann weiterhin ein wichtiger Faktor werden. Der erreichte Zuschauerrekord von 1,6 Millionen zeigt, dass die Liga in der Lage ist, weiter zu wachsen und diese Marke sogar bald zu überschreiten. Es ist entscheidend, diesen positiven Trend zu nutzen und gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Zuschauerzahlen zu ergreifen. 


easyCredit BBL: 

Nachdem die Basketball-Bundesliga (BBL) in der Saison 2019/20 vorzeitig abgebrochen wurde, pendelte sich der Zuschauerschnitt zunächst bei etwa 4.300 ein. In der ersten Saison nach der Pandemie gingen die Zahlen leicht zurück, doch in der vergangenen Saison kamen wieder etwas mehr Zuschauer in die Arenen als vor der Pandemie. Ein leichter Anstieg ist somit erkennbar, und die Gesamtzuschauerzahl lag bei etwa 1,3 Millionen. Zwar wurden keine neuen Rekorde aufgestellt, aber der allgemeine Trend eines Zuschauerzuwachses, der auch in anderen Ligen zu beobachten ist, setzte sich fort.

Die Auslastung der Arenen betrug bereits hohe 85,74 %, dennoch besteht Potenzial für weiteres Wachstum. Vor dem Hintergrund des beeindruckenden Weltmeisterschaftssiegs der deutschen Nationalmannschaft könnte die aktuelle Euphorie genutzt werden, um die Zuschauerzahlen weiter zu steigern. Im April dieses Jahres unterzeichnete die BBL eine Erklärung, um die Entwicklung des Basketballsports an Grundschulen zu fördern, ein Schritt mehr Kinder zum Sport zu treiben aber sicherlich auch hilfreich das Interesse am Sport zu wecken und mehr Zuschauer in die Arenen zu locken.

 


Fazit

Nachdem 2022/23 noch vereinzelt Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Zuschauerzahlen erkennbar waren, haben sich die betrachteten Ligen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz inzwischen vollständig erholt. Die Ligen haben nicht nur ihr Niveau von vor der Pandemie erreicht, sondern größtenteils übertroffen und teilweise sogar neue Rekorde aufgestellt. Internationale Bestmarken und Liga-Höchstwerte belegen, dass es sich nicht nur um eine Erholung handelt, sondern um ein gesteigertes Interesse der Fans. Auch im internationalen Vergleich können sich viele dieser Ligen behaupten. Die Fußball-Bundesliga steht an der Spitze aller europäischen Ligen, auch im Eishockey führen die Kölner Haie, dicht gefolgt vom SC Bern und den Eisbären Berlin die Top 10 in Europa an, mit den Adler Mannheim und den ZSC Lions finden sich zwei weitere Teams unter den ersten 10. 

 

Bis auf die Bundesliga haben keine Ligen eine durchschnittliche Auslastung von über 90%, was neue Chancen bietet, diese Potenziale zu nutzen. Das Fan-Interesse und das Verhalten moderner Fans sind stetig im Wandel. Es gilt jetzt, den Moment zu nutzen, um die Fans weiter zu binden und die Auslastung sowie die durchschnittlichen Zuschauerzahlen nachhaltig zu festigen und zu erhöhen. Insgesamt können die Ligen optimistisch in die Zukunft blicken, gestärkt durch die Loyalität und das Engagement ihrer Fans. Lange müssen diese Rekorde nicht bestehen!

 

Bei HORSTMANN Consulting verfügen wir über umfangreiche Erfahrung in den Bereichen Erlösoptimierung und Auslastungssteuerung im Ticketing sowie bez. der Optimierung der B2C-Prozesse zur Daten-Kommerzialisierung. Gerne begleiten wir Ihren Club bei den notwendigen Maßnahmen, um diese positiven Entwicklungen weiter zu fördern und langfristig neue Potenziale zu erschließen.


Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter. 

 

25.07.2024

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