#032 - Update - Taskforce Zukunft Profifußball: Nachhaltigkeit des Profifußballs
Inmitten der turbulenten Jahre, welche die Fußballwelt durch die Corona-Pandemie geprägt und sowohl die Clubs als auch Verbände vor bedeutende Herausforderungen gestellt haben, wurde die "Taskforce Zukunft Profifußball" vom Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) ins Leben gerufen. Die primäre Aufgabe dieser Taskforce bestand darin, bestehende Problemfelder zu konkretisieren und darauf aufbauend Handlungsempfehlungen für die zukünftige Ausrichtung des deutschen Profifußballs – mit Fokus auf gesellschaftlicher Verankerung und wirtschaftlicher Stabilität – zu geben.
Nach neun Sitzungen veröffentlichte die Taskforce im Februar 2021 ihren Ergebnisbericht, der auf den interdisziplinären Diskussionen von 37 Experten aus den Bereichen Sport, Gesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft basierte. Mit insgesamt 17 Handlungsempfehlungen, aufgeteilt auf 5 Handlungsfelder, sollte dieser Bericht der DFL und den 36 Proficlubs der Bundesliga und 2. Bundeliga einen Handlungsrahmen über eine nachhaltige Ausrichtung des deutschen Profifußballs geben.
Im vorliegenden Blog-Beitrag wollen wir, den Ergebnisstand des ersten Handlungsfeldes „Nachhaltigkeit des Profifußballs“ und die damit untergeordneten fünf Empfehlungen – nach etwa drei Jahren – anhand eines Ampelsystems (s. Abbildungen) überblickend herausarbeiten.
Bewertungsskala
Nachhaltigkeit des Profifußballs
Die Aussprache eines umfassenden Bekenntnisses zur Nachhaltigkeit – unter ökologischen, ökonomischen & sozialen Gesichtspunkten - als Ausdruck der gesellschaftlichen Verantwortung durch die DFL, stellte die grundsätzliche Ausgangsempfehlung der Taskforce dar. Eng damit verbunden wurde zudem der Vorschlag unterbreitet Nachhaltigkeitskriterien in das Lizensierungsverfahren mit aufzunehmen. Die Entwicklungs-Grundlagen der Kriterien sollten nach der Taskforce, die Aufnahme einer Rating-Agentur – zur Erfassung sowie Bewertung der Nachhaltigkeitsstandards in den Clubs – sowie die Orientierung an ESG-Kriterien und/oder den Sustainable Development Goals darstellen.
Ende 2021 verankerte der DFL e. V. in seiner Präambel der Satzung ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Die vorgeschlagene Aufnahme von Nachhaltigkeitskriterien bzw. -richtlinien wurde auf Basis der 17 Sustainable Development Goals und ESG-Kriterien der Vereinten Nationen (UN) in die Lizenzierungsordnung (§ 7 / Anhang XIV) ebenfalls umgesetzt. Für die Einführung und Umsetzung dieser Kriterien diente die Saison 2022/23 dabei als Übergangs-/Pilotphase und basierend auf ersten Erfahrungswerten und in Abstimmung mit den Clubs wurden im Dezember 2023 bereits erste Anpassungen an den Lizenzierungsrichtlinien für die Spielzeiten 2024/25 und 2025/26 vorgenommen. Um das Engagement der Clubs zu intensivieren sollen, durch einen schrittartigen Prozess die Mindestkriterien II, die zu Sanktionen führen können, erhöht sowie die ausschließliche Selbstauskunft verringert werden. Zudem gibt es mit der DEKRA eine externe Prüfungsgesellschaft, die eine Prüfung der Angaben und Nachweise hinsichtlich der Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien durch die Clubs im Rahmen des Lizensierungsverfahren vornimmt. Mit Blick auf die abgegebene Handlungsempfehlung der Taskforce lässt sich zum heutigen Status Quo somit sagen, dass Nachhaltigkeitskriterien /-Richtlinien auf Basis von Auditierungen sowie der Ausrichtung an den SDGs und ESG-Kriterien in die Lizensierungsordnung vollumfänglich implementiert sowie weiterentwickelt wurden. Durch den Nachweis eines Nachhaltigkeitsberichts sowie dem Nachweis über weitere regelmäßigen externe Kommunikationsmaßnahmen – zur Bewusstseinsbildung für Thema Nachhaltigkeit – wird u. a. auch eine öffentliche Kommunikation bzw. öffentliches Reporting durch die Clubs gewährleistet.
Anknüpfend an die Nachhaltigkeitskriterien empfahl der Ergebnisbericht die Einrichtung einer Nachhaltigkeits- und Verantwortungskommission, um den Transformationsprozess der DFL und ihrer Clubs zu unterstützen. Hauptaufgaben einer solchen Kommission sollten laut Taskforce die Entwicklung von ESG-Kriterien sowie die potenzielle Weiterentwicklung der Lizenzierungsrichtlinien umfassen.
Die Kommission wurde als beratendes Organ des DFL-Präsidiums im Sommer 2022 ins Leben gerufen und hat seitdem u. a. den sichtbaren und verabschiedeten Ergebnissen der Weiterentwicklung/Anpassung der Nachhaltigkeitsrichtlinien für die Saison 2024/25 und 2025/26 erarbeitet.
Die Erarbeitung eines verbindlichen Kodexes und eines Menschenrechtskonzept sollte nach dem Ergebnisbericht dazu beitragen ein soziales Wertegerüst für alle Akteure des Profifußballs zu schaffen.
Aus den Governance- und Compliance-Vorgaben der Lizenzierungsrichtlinien, wie beispielsweise Verhaltenskodexe für Mitarbeiter, Lieferanten und Sponsoren, lässt sich ein übergreifendes Wertegerüst zum sozialen Handeln für die DFL-Clubs erkennen. Demnach sind die Clubs bereits dazu angehalten, in dieser Thematik Initiative zu ergreifen. Lediglich ein öffentlich kommunizierter, übergreifender Orientierungsrahmen der DFL lässt sich öffentlich nicht finden. Diversitäts-, Anti-Rassismus- oder Inklusionskampagnen existieren bereits, teils auf Club- aber auch auf Verbandsebene.
Um die Stakeholder der DFL und ihrer Clubs mit in die nachhaltige Ausrichtung des deutschen Profifußballs handelnd einzubeziehen, empfahl die Taskforce die Ausbreitung von strategischen (Sponsoring-) Partnerschaften und die Prüfung zusätzlicher Sportsponsoringrechte zur Förderung von Nachhaltigkeit, Digitalisierung und wirtschaftlichem Handeln.
In der Bundesliga und 2. Bundesliga lassen sich vermehrt Sponsoring-Partnerschaften zwischen Clubs und Unternehmen auffinden, die in der Aktivierung Nachhaltigkeits-Themen fokussieren. Ein Beispiel für bereits etablierte Partnerschaften ist die Kooperation zwischen dem SC Freiburg und Jobrad zur Förderung klimafreundlicher Mobilität. Gemeinsame Projekte wurden für Nachhaltigkeit im Sport ausgezeichnet. Durch die Schaffung von neuen Vermarktungsrechten sowie die Konzipierung von Sponsoringpartnerschaften mit einer strategischen Ausrichtung und ideellen Themeninhalte könnten sich zudem auch weitere Wachstumsmöglichkeiten auf Erlösseite der Clubs erzielen lassen. Auf Unternehmensseite können sich zudem neue Möglichkeiten ergeben, um die Partnerschaften zielgerichtet zu aktivieren.
Auf Ebene der Liga kann als strategische Partnerschaft die Partnerschaft mit US-amerikanischen Cloud-Computing-Anbieter AWS genannt werden. Eine strategische Partnerschaft im Themenfeld der Nachhaltigkeit besteht zum aktuellen Zeitpunkt nicht.
Um die Sichtbarkeit der Liga zu erhöhen, empfahl die Taskforce die Einführung bundesweiter Nachhaltigkeits-Kampagnen und sogenannter "Social Awards" um die Aufmerksamkeit für soziale Projekte von Spielern, Clubs etc. weiter zu fördern. Auch die Umsetzung von bundesweiten sozialen Projekten oder einem "Day of Service", bekannt aus dem US-Sport, bei dem Clubs, Fans oder Spieler gemeinnützige Aktivitäten durchführen, wurden im Ergebnisbericht vorgeschlagen.
Nachhaltigkeits-Kampagnen werden von der DFL bereits in unterschiedlichen Themenfeldern umgesetzt. Durch Aktionen wie der klimaneutrale Medienproduktion in Zusammenarbeit mit Sky oder der Initiative „Erinnerungstag im Deutschen Fußball“ versucht die DFL ihrer nachhaltigen und sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Zusätzlich dazu führen viele Clubs eigenen Kampagnen durch, teils mit club-spezifischen Ansätzen und Ideen.
Die Förderung von Awards und die Bewusstseinsbildung zu diesem Thema bei den Clubs sind Bestrebungen der DFL. Gemeinsam mit SPOBIS vergibt die Liga seit 2022 zudem den Award für Nachhaltigkeit im Sport. Ein Clubübergreifender "Day of Service" existiert bisher nicht, und die Anzahl an Award ist begrenzt.
Fazit
Das Thema Nachhaltigkeit im Profifußball hat mit Blick auf die Empfehlung der Taskforce Zukunft Profifußball von Seiten der DFL in den vergangen drei Jahren eine stärkere Priorisierung erhalten und ein kontinuierlicher Prozess ist ersichtlich. Nach den Empfehlungen der Taskforce 2021 wurde mit dem grundsätzlichen Bekenntnis zur Nachhaltigkeit sowie der darauf aufbauenden schrittartigen Einführung der Nachhaltigkeitskriterien in der Lizensierungsordnung, der Grundstein für die eine nachhaltige Ausrichtung der Liga – unter ökologischen, sozialen & ökonomischen Gesichtspunkten – gelegt. Die 36 Clubs sind jetzt angewiesen, die Richtlinien im Rahmen des Lizensierungsprozess verbindlich zu befolgen und umzusetzen, besonders im Hinblick auf die stetige Weiterentwicklung und die Steigerung von Mindestkriterien, die bei Nichterfüllung zu Sanktionen führen können. Durch die Einführung der Kommission Nachhaltigkeit können die Clubs sich zudem durch zehn entsandte Clubvertreter aktiv an der Weiterentwicklung der Kriterien sowie der grundsätzlichen nachhaltigen Ausrichtung auf Liga-Ebene einbringen und den kontinuierlichen Prozess auf Basis von wichtigen Erfahrungswerten vorantreiben. Auch zu den weiteren drei Empfehlungen lässt sich erkennen, dass hier bereits Ergebnisse auf Club- & Liga-Ebenen ersichtlich sind – u. a. auch dadurch getrieben, dass inhaltliche Punkte der Empfehlungen in die Nachhaltigkeitsrichtlinien der Lizensierungsordnung integriert wurden bzw. sich wiederfinden lassen. Somit kann ein grundlegendes positives Fazit zu dem Ergebnisstand des ersten Handlungsfeldes aus dem Ergebnisberichts der Taskforce Zukunft Profifußball gezogen werden.
Mit Blick auf die weiteren 12 Handlungsempfehlung der Taskforce werden wir in nachfolgenden Blog-Beiträgen gleichermaßen den aktuellen Ergebnisstand herausarbeiten
Für manche Handlungsfelder hat unsere Recherchen keinen neuen Bearbeitungsstand ergeben. Dies ist aufgrund fehlender öffentlicher Informationen möglich und die getroffenen Aussagen entsprechen nicht zu 100% dem aktuellen Status, da wir uns nur auf öffentliche Daten stützen können.
Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter.
07.05.2024