#028 - Investoren im europäischen Club-Fußball
Die Thematik rund um Investoren sowie von strategischen Partnern im Profi-Fußball hat insbesondere die deutsche Fußball-Landschaft in den letzten Monaten intensiv beschäftigt. Nach dem im Mai gescheiterten Einstiegsprozess eines strategischen Partners bei der Deutschen Fußball Liga und monatelangen Diskussionen prüft sie nun einen möglichen Einstieg unter angepassten Rahmenbedingungen.
Jedoch zeigt sich, dass verschiedene Typen von Investoren und strategischen Partnern (Bspw.: Private Equity-Gesellschaften) nicht nur an der Beteiligung von Ligen, sondern auch von Fußball-Clubs vermehrt ein Interesse bekunden. Allein im Jahre 2022 betrug das weltweite Übernahmevolumen an Club-Anteilen über 6 Mrd. Euro. Eine Entwicklung, die wir in einem bald erscheinen Report näher betrachten möchten. Mit dem folgenden Blog-Beitrag geben wir bereits einen ersten Anklang zu einer nach unserer Ansicht relevanten sowie aktuellen Thematik im Club-Fußball.
Ein erster Überblick
Erst kürzlich wurde bekannt, dass die US-amerikanische Investmentgesellschaft 777 Partners die Club-Anteile des bisherigen FC Everton-Owners Farhad Moshiri erworben hat und für einen Share von 94,1% (Investitionsvolumen ca. 600 Mio. €) bei dem englischen Premier League Club einsteigt. Auch im deutschen Profifußball ist die 2015 gegründete Gesellschaft, durch in ihren diesjährigen Kapitalanteilskauf an der Profiabteilung von Hertha BSC, vertreten. Damit reihen sich die Hauptstädter sowie die Toffees aus Liverpool jüngst in ein Investment-Portfolio aus nun neun internationalen Clubs ein.
Die private Investmentfirma um die beiden Gründer Josh Wander und Steven Pasko waren in den letzten beiden Jahren nicht die einzig aktiven Investoren im europäischen Club-Fußball: Ein Konsortium um den amerikanischen Unternehmer Todd Boehly übernahm im Mai 2022 den FC Chelsea und kurze Zeit später auch Racing Straßburg aus Frankreich. RedBird Capital Partners (ebenfalls eine US-amerikanische Investmentgruppe), welche über die Fenway Sports Group eine Minderheitsbeteiligung am FC Liverpool und selbst eine Mehrheitsbeteiligung am FC Toulouse besitzen, investierte im Sommer 2022 in den AC Mailand. Prominent war zudem in Frankreich im vergangenen Jahr ein Investment der Eagle Football Holding bei Olympique Lyon.
Bereits im Jahr 2022 erweiterte auch 777 Partners ihr Portfolio erheblich, indem sie Standard Lüttich (Belgien), den Red Star FC (Frankreich), Melbourne Victory (Australien) und Vasco da Gama (Brasilien) in ihre Reihen aufnahmen. Ein weiterer Player, die Pacific Media Group, wagte Anfang 2022 den Schritt nach Deutschland und beteiligte sich als Kommanditaktionär an der ausgegliederten Gesellschaft des 1. FC Kaiserslautern.
Die skizzierten Übernahmen und Anteilskäufe in den Jahren 2022 und 2023 deuten auf einen Trend in der Welt des professionellen Club-Fußballs hin, den es zukünftig weiter zu betrachten gilt und welchen wir in unserem Report auf Basis der aktuellen Entwicklungen näher vertiefen werden.
Grundsätzlich stellt sich dabei auch die Frage, wie viele Clubs der europäischen Top 5-Ligen bisher Anteile an ihrem Club bzw. ihrer ausgegliederten Profiabteilungen an Investoren/strategische Partner zu Teilen bzw. ganzheitlich veräußert haben?
Die aktuelle Situation - Top 5-Ligen
Anzahl Fußballclubs mit veräußerten Besitzanteilen
Unsere Recherchen zeigen, dass in der Bundesliga sowie der spanische LaLiga nur rund halb so viele Clubs im Vergleich zu den anderen drei Ligen Anteile veräußert haben oder im vollständigen Besitz einer Gesellschaft bzw. Privatperson stehen.
Woraus ergeben sich diese Unterschiede? Welche Rolle spielt dabei die 50+1 Regelung in der Bundesliga? Welche Regularien gibt es in den anderen Ligen/Ländern? Auch diesen Fragen werden wir in unserem Report näher nachgehen.
Mit Blick auf Deutschland gehen wir dabei zudem den Fragen nach, an wen bestimmte Clubs ihre Anteile bereits veräußert haben, welche Beweggründe damit verbunden sind und welche Strategien die Anteilskäufer mit ihrem Investment bzw. der Beteiligung verfolgen? Sind es strategische Partner wie die Allianz, Adidas und Audi, die jeweils 8,33 % an der ausgegliederten FC Bayern München AG halten, Investmentgesellschaften wie 777 Partners, die sich als Kommanditaktionär bei der Hertha beteiligt haben oder handelt sich um einen Mäzen. Wie steht es um Clubs wie beispielsweise Werder Bremen, die ihre Profiabteilung bereits in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert haben, jedoch weiterhin die kompletten Anteile über den Stammverein halten?
Der Trend der ausländischen Investoren
Die Herkunft der Club-Investoren/-Owner in den fünf europäischen Top-Ligen zeigt nach unseren Recherchen des Weiteren einen spannenden Aspekt auf, den es weiter zu vertiefen gilt: etwa 40 % der Clubs besitzen einen US-amerikanischen Investor/Owner. Doch woraus resultiert das große Interesse von vermögenden Privatpersonen wie Todd Boehly oder Investmentgesellschaften wie RedBird Capital Partners am europäischen Fußballmarkt? Ein Grund könnte die globale Kommerzialisierung des Fußballs sein, die mit den US-amerikanischen Sportarten wie Basketball oder American Football harmoniert. Denn viele der in Europa tätigen Akteure aus den USA stehen auch in einer Verbindung mit Teams aus der NFL, NBA, NHL, MLB und/oder MLS. Alles in allem kann gesagt werden, dass sich für europäische Clubs in Nordamerika ein wachsendes Potenzial der Vermarktung ergibt, wie beispielsweise etwa die USA-Reisen vieler Clubs in den Sommerpausen oder auch eingegangene Partnerschaften mit NFL-Teams verdeutlichen.
Multi-Club-Ownership
Anzahl der Multi-Club-Investitionen 2012 - 2022
Die Entwicklung der Multi-Club-Investitionen zwischen 2012 und 2022 – sowohl auf Basis der Minderheits- als auch Mehrheitsbeteiligung – bestätigt diesen Trend und laut einer Erhebung der UEFA sind weltweit ungefähr 180 Fußballclubs in eine Mehrfachbeteiligungen involviert. Der englische Journalist Steve Menary, welcher als Experte auf dem Gebiet der Mehrfachbeteiligungen gilt, kommt in seinen Recherchen sogar auf die Zahl 256 – dies deutet daraufhin, dass viele Besitzverhältnisse voraussichtlich intransparent gehalten werden.
Das prominenteste Beispiel für eine Multi-Club-Ownership Organisation ist die City Football Group (kurz CFG), welche als Owner von Manchester City gelten und zudem über ein Portfolio von 13 weiteren Clubs verfügen, sowie über diverse Partnerclubs und zwei Jugendakademien in Afrika. Die CFG ist von Australien bis Brasilien, aber auch in Italien, Frankreich und Indien vertreten. Unter teilweise leicht veränderter Identität vorwiegend durch Namens- und Logoanpassungen, werden die Clubs in ein System integriert, das durch die City Football Group koordiniert wird. Einige dieser Clubs haben "state of the art" Trainingsinfrastrukturen erhalten und fungieren als Talentschmieden für den internationalen Fußball, mit Manchester City als primärem Nutznießer. 777 Partners, die ihr Portfolio seit der Gründung im Jahr 2015 rasch erweitert haben, verfolgen in der Länderausrichtung eine ähnliche Strategie wie die 2013 gegründete City Football Group. Inwieweit sich die Strategie der beiden Organisationen sowie von weiteren Multi-Club-Ownern (Bspw.: Red Bull) differenzieren, und was die Multi-Club-Investitionen, auch unter dem Gesichtspunkt von Kontroversen, für den europäischen Clubfußball bzw. Wettbewerb bedeutet, werden wir ebenfalls näher in unserem kommenden Report betrachten.
Insgesamt einen Report, welcher...
... den angeschnittenen Status Quo und die Entwicklung der Investorenthematik im internationalen Club-Fußball,
... dabei speziell die Situation im deutschen Profifußball,
... die unterschiedlichen Akteure und deren verschiedenen Ansätze,
... insbesondere Multi-Club-Ownerships als mögliches Modell der Zukunft
im Detail betrachtet und einen finalen Ausblick gibt, erwartet Sie in den nächsten Wochen!
Beim Thema strategische Partner oder Investoren können Sie auch gerne jederzeit bei uns anfragen, wir bei HORSTMANN Consulting helfen mit unserer Expertise weiter!
Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter.
28.09.2023